Geschichte des Akkordeons

Das Akkordeon ist, wie auch das Bajan, das Bandoneon, die Concertina, das Schwyzerörgeli und die Steirische Harmonika eine Form der „Zieh-Harmonika“, über die im Lexikon geschrieben steht:

Zieh-Harmonika

Ein Musikinstrument, dessen Zungenstimmen in zwei Kästen untergebracht sind, die durch einen Faltenbalg verbunden werden; durch Auseinanderziehen und Zusammendrücken des Balgs wird Luft durch die Zungen von innen oder außen gedrückt, wenn durch Knöpfe oder Tasten der Weg freigegeben ist.
(Bertelsmann Universal-Lexikon)

Die freischwingende Durchschlagzunge

Allen gemeinsam ist die Tonerzeugung durch die „freischwingende Durchschlagzunge“, wie übrigens auch bei der Mundharmonika, der Melodica und sogar der einfachen Maultrommel. Die Entwicklung der Harmonikainstrumente ist eng mit der Geschichte der Durchschlagzunge verbunden. Allerdings dauerte es etwa 4000 Jahre und bedurfte ab ca. 1800 vieler Experimente, bis die Instrumente ihre heute gültige Form bekamen.

Begonnen hat alles mit den Mundorgeln des fernen Ostens: Sheng (China), Sho (Japan) und Khen (Laos) waren die ersten Instrumente, bei denen die Durchschlagzunge zur Tonerzeugung eingesetzt wurde; in Ägypten war ab ca. 1500 v. Chr. das Arghül bekannt.

Die mit Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzende Experimentiertätigkeit führte ab ca. 1820 in drei Richtungen: Harmonium, Mundharmonika und „Accordion“.

Harmonika

Der Begriff „Harmonika“ taucht zum ersten Mal im Jahre 1762 in einem Brief des amerikanischen Erfinders Benjamin Franklin auf, wird dort aber für ein Instrument verwendet, das später als „Glasharmonika“ bezeichnet wird.

Cyrill Demian

Als „Geburtsstunde“ des Akkordeons gilt heute das Jahr 1829, in dem der Orgel- und Klaviermacher Cyrill Demian in Wien das Patent für ein Instrument bekam, das er „Accordion“ nannte. Den Namen wählte er deshalb, weil mit jedem Melodieton ein Akkord als Begleitung erklang, der mit einer eigenen Klappe (Mutation) gedämpft werden konnte.

Bis zum Ablauf des Patents 1834 entwickelte Demian zahlreiche Varianten dieses Instruments, das bereits alle Merkmale der heutigen Bauform (Balg, Tasten) aufwies und Ursprung für jede Weiterentwicklung gewesen ist.

Die Weiterentwicklung

In Wien entstanden nach Ablauf von Demians Patent in den folgenden 50 Jahren zahlreiche Hersteller von Accordions und auch im Ausland wurde die Herstellung dieser Instrumente aufgenommen:

Im Laufe dieser Zeit entwickelte sich die Herstellung von Musikinstrumenten vom einstigen Handwerk zum Industriebetrieb.

In Russland wurde unabhängig davon das Bajan entwickelt (Nikolai Ivanovitch Beloborodov, 1870, Tula).

Akkordeon oder Accordion

Bereits Demians Erfindung trug den Namen „Accordion“, der bis ca. 1900 verwendet wurde. Die Schreibweise „Akkordeon“ dagegen wurde erst nach dem 1. Weltkrieg für das Piano-Akkordeon wieder eingeführt.

Andere Harmonikainstrumente

Parallel zum Accordion wurden verschiedene andere Instrumente entwickelt:

Technische Verbesserungen

Ausgehend von Demians Modell wurden in der Zeit von 1835 bis 1890 neben der Vergrößerung der Stimmenzahl auch weitere Verbesserungen vorgenommen, die wir heute als selbstverständlich ansehen:

Die Instrumente wurden in diatonische und chromatische aufgeteilt, das Bassmanual eingeführt und die Registermechanik verbessert. Weitere Verbesserungen galten der Form, den verwendeten Materialien und der Tonqualität.

Die Entwicklung war um 1900 weitestgehend vollendet; seit etwa 20 Jahren gilt sie, abgesehen von Detailverbesserungen, als abgeschlossen.

Abschnitte

Geschichte des Akkordeons


Die Durchschlagzunge


Harmonika


Cyrill Demian


Die Weiterentwicklung


Akkordeon oder Accordion


Andere Harmonikainstrumente


Technische Verbesserungen

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